Grenzerfahrungen

Als Pauli und Steffi sie erblickten, stockte ihnen der Atem. Am Wegrand, also dort, wo die wärmenden Sonnenstrahlen noch knapp den Boden erreichten, lag sie ganz ruhig da. Durch das Züngeln verriet sie, dass sie die beiden Wanderer ebenfalls bemerkt hat. Steffi und Pauli erinnerten sich an den letzten Zoobesuch, als sie eine Boa Constrictor (Köngisboa) durch das dicke Fensterglas beobachten konnten. Nun lag also ein solches Exemplar unmittelbar vor ihnen, sie, die soeben auf dem höchsten Punkt der Finca Bellavista angelangt sind. So schnell die Boa aufgetaucht war, so elegant schlängelte sie kurz darauf auch wieder davon. Die ‚Grenze‘ konnte somit passiert werden. Das AcroYoga kam dann gerade recht. Jedoch ist bei dieser Form von Yoga ganz und gar nicht an Entspannung zu denken. Im Gegenteil. Frühmorgens um 7 Uhr Muskeln zu betätigen, welche sonst nie benutzt werden, ja, so starteten Steffi und Pauli in den Tag. Das ganze fand mitten im Regenwald statt und Simon, der dänische Trainer, machte seine Sache wirklich ausgezeichnet. Wären da nur nicht seine grenzwärtig engen und farbenfrohen Hosen… Gestärkt machten die beiden durchtrainierten Akrobaten nun eine Kletter-Bade-Tour im wilden Fluss, ganz alleine. Wer schon einmal im Alpamare war, erinnert sich vielleicht an das dortige Flussbad ‚Rio Mare‘. Etwa so schön fühlte sich der Gang durch die Strömung an. Wenn nun noch die fantastisch steilen Schluchten und die grandiosen Swimmingholes dazugenommen werden, kann in etwa nachvollzogen werden, wie sich Steffi und Pauli in dieser Szenerie gefühlt haben. Und das ganze ohne Beobachtung eines schimpfenden Bademeisters…Für die sonntägliche Grenzfahrt nach Panama waren die beiden nach diesen Erlebnissen also gut gerüstet, so schien es jedenfalls. Auch nach der intensiven Recherche in diversen Foren war den beiden eigentlich klar, dass die Überfahrt mit Geduld und diversen Überraschungen verbunden sein wird. Die Anfahrt ist reibungslos verlaufen, da jedoch diverse Umstiege dazwischen lagen, war es leider schon kurz vor Mittag, als sie ‚Bienvenidos a Panama‘ lesen konnten. Dass an diesem Samstag, ebenfalls kurz vor Mittag auch etwa mindestens 3 Schulklassen die Grenze überschreiten würden, war beim Arbeitstempo der panamaischen Grenzkontrolleure dann schon des guten zu viel. Dank etwas Hilfe eines Busfahrers konnten sich die beiden Reiselustigen nach knapp 2 Stunden Wartezeit an den Schalter schleppen. Nun wurde auch klar, weshalb der ganze Vorgang so lange dauerte: Die nette Grenzwächterin lachte erst laut und redete anschliessend mit dem hübschen Grenzwächter nebenan. Schliesslich hatte sie sich die Pässe doch noch angesehen und nach weiteren endlosen Augenblicken die alles entscheidende Frage nach der Dauer des Aufenthalts gestellt. Die obligatorischen Fotos der zwei bereits müde aussehenden Gesichter wurden dann auch noch im panamaischen Grenzkontrollensystem verewigt. Schlussendlich drückte sie den erlösenden Stempel in die Pässe und die Reise konnte weitergehen. Durch die grössere Grenzverzögerung musste transport-technisch etwas umdisponiert werden und schliesslich landeten die beiden Grenzgänger mittels Nachtbus via David frühmorgens in Panama City. Der Stolz der Nation haben die beiden am Sonntag besichtigt: die gigantische ‚Grenze‘ in Form des Panamakanals. 

       
              
 

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