Zeit zum Nachdenken

Der thailändische Professor und Solarmodulverkäufer Dusit kurvte mit seinem rassigen Schlitten durch die engen Strässchen von Beppu als gäbe es kein Tempolimit oder irgendwelche Rotlichter. Dusit war einfach mit zu vielem beschäftigt, um sich auch noch auf das Fahren zu konzentrieren. Immer wieder wurde das GPS neu eingestellt, ein anderer Song im Radio gewählt oder das Gespräch mit Steffi & Pauli gesucht. Während Pauli im Beifahrersitz zunehmend nervöser wurde, unterhielt sich Steffi auf dem Rücksitz mit Dusit’s Frau und den beiden aufeinander sitzenden Töchtern. Da sich die nette thailändische Familie bereit erklärte, die beiden Rucksacktouristen mit ihrem Auto mitzunehmen, konnten die wichtigsten Jigoku (Höllenonsen) von Beppu innerhalb kürzester Zeit besichtigt werden. In der Onsen-Stadt Beppu dampft es förmlich aus allen Ritzen. Dort, wo es die Temperatur und die Wasserkapazität zulässt, wurden Onsen zum Baden eingerichtet. Die acht verschiedenfarbigen Jigoku bleiben hingegen den Augen vorbehalten. Steffi & Pauli probierten nicht nur das private Family-Bath aus, sondern liessen sich auch im öffentlichen Sand-Bath total verwöhnen. Dabei wurden sie von zwei älteren Damen zuerst mit warmem Sand vollständig bedeckt. Anschliessend folgte das obligate Bad im fast kochenden Wasser. Dabei ist es ratsam, sich nur so wenig wie möglich zu bewegen. Dennoch ist es ein unglaublich schönes Gefühl, besonders nach einer anstrengenden Wanderung wie jene auf den Misen-san. Mit 535 m bietet die höchste Erhebung der Insel Miyajima eine fantastische Rundumsicht auf die Umgebung von Hiroshima. Ob die Aussenminister der G7 diese Aussicht ebenfalls geniessen konnten, entzieht sich der allgemeinen öffentlichen Kenntnis. Jedenfalls fand das Minister-Treffen just an jenen Tagen statt, an denen sich auch Steffi & Pauli in Hiroshima und Umgebung befanden. Dank den Beziehungen des ‚World Friendship Center‘ konnten sich die zwei mit einer ‚Hibakusha‘ (Überlebende einer A-Bombe) treffen. Das damals 12-jährige Mädchen gehört mittlerweile zu den letzten Überlebenden des Abwurfs der Atombombe im Jahre 1945. Ihr schrecklicher Bericht von diesem Morgen und den darauf folgenden Tagen machte Steffi & Pauli betroffen und sprachlos. Immer noch sichtlich berührt von diesen Ereignissen formulierte die Hibakusha sehr detailliert, wie sich Hiroshima innerhalb von wenigen Sekunden in eine brennende Stadt verwandelte und sie dabei praktisch alle ihre Angehörigen und Freunde verlor. ‚Ein furchtbares Ereignis, welches sich nie mehr wiederholen darf‘, so ihre abschliessenden Worte. Es bleibt zu hoffen, dass sich auch die Aussenminister der G7-Staaten einen solchen Bericht anhören durften und die nötigen Schlüsse daraus zogen. 

        
    
        
    
    
    
    
    
    
            
  

3 Gedanken zu „Zeit zum Nachdenken&8220;

  1. AAA
    – Absolut eindrückliche Szenen- und Themenauswahl, dies seit Anfang Eurer Reise
    – Akurat saubere Stilistik in den Kommentaren
    – Augenfällig packende tolle Fotos

    Von Euren Berichten sind wir jedes Mal tief beeindruckt. Many thanks and all the best !

    Pa und Ma

  2. Wir sitzen in Dubai und warten auf den Anschlussflug nach Male. Schade, dass ihr nicht gerade in der Nähe seid. Wünschen euch noch eine gute Weiterreise. Wir geniessen eine Auszeit in Kuredu.

  3. Uii, ihr seht wie Fische aus!!! Pauli die Mundstellung steht dir wunderbar.
    Eure Eindrücke sind giga, wie könnt ihr das alles verarbeiten? Das geht wohl bis ans Lebensende oder gewöhnt man sich an all die neuen Impressionen und trägt es mit Fassung????
    Ich hoffe, dass ihr uns bald über ganz viele Geschehnisse lebendig erzählen könnt
    ;-)) viiiieeeell Spass ihr lieben Zwei

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert